Pfarrei Johannes Bosco - Berliner Südwesten

St. Martin – St. Annen

Immer wieder schön

Der Martinsumzug in St. Annen

Unser Kind geht schon lange nicht mehr in der Kindergarten von St. Annen. Trotzdem sind wir auch dieses Jahr wieder sehr gerne zum Martinsumzug nach St. Annen gekommen, obwohl es durchaus eine Alternative gegeben hätte. Entscheidend für unser Kind war die Tatsache, dass auch dieses Jahr wieder ein echtes Pferd mit dabei war. Aber das ist längst nicht alles, was den Martinstag – nicht nur für Kinder – in St. Annen immer wieder so schön macht.
Auch an diesem 10.11.2023 treffen sich alle Teilnehmer zuerst in der Kirche. Alle werden begrüßt, die Laternen werden hoch gehalten und zur Probe schon mal angeschaltet. Dieses Jahr gibt es eine „Heilige Martina“ (alias Marie), die zusammen mit Frau Fenski, den Kindern und ihren Eltern etwas aus dem Leben des Heiligen Martin erzählen will. Das gestaltet sich aber auch an diesem Martinstag wegen des lauten Stimmengewirrs von Groß und Klein und wegen schreiender Kinder als sehr schwierig.

Inzwischen ist es draußen dunkel geworden, als der Laternenumzug beginnt. Vorne weg die „Heilige Martina“ auf dem besagten echten Pferd. Daran schließt sich ein langer Zug von Laternen an. Für Stimmung sorgt diesmal – und das ist neu – ein Duo aus Slowenien, das mit Trompete und Akkordeon nicht nur die üblichen St. Martin-Lieder intoniert, sondern auch den einen oder anderen Gassenhauer zum Besten gibt. Angelockt durch die Musik erscheint reichlich Publikum an Fenstern und Balkonen der umliegenden Häuser. Immer wieder kommt es zu spontanen Kreuzungsbesetzungen – ganz ohne Klebstoff! Hier versammeln sich alle Teilnehmer um Martina und das Pferd im Kreis, um miteinander die Martinslieder zu singen – von Autofahrern leidlich erduldet.

Als der große Umzug geschafft und die Heilige Martina von ihrem „hohen“ Ross gestiegen ist, versammelt sich alles im Pfarrgarten. Und wie in jedem Jahr erwartet uns hier bereits ein herrliches Martinsfeuer. Es gibt Grillwürste, Glühpunsch „mit und ohne“ und natürlich die selbst gebackenen Martinsgänse.

Alles wie immer – und doch alles andere als selbstverständlich. Denn auch dieses Jahr ist dieser Martinstag wieder mit sehr viel Liebe und Engagement für Groß und Klein vorbereitet worden. Dank des Einsatzes von Frau Fenski, den Mitarbeiterinnen der Kita und vielen weiteren Helferinnen und Helfern bekommt man beim Besuch des Martinsumzugs in St. Annen schon mal so ein Gefühl, dass man es hier mit einer lebendigen Gemeinde zu tun haben könnte, mit der noch viele Menschen verwurzelt sind. Etwas, was es in so vielen Gemeinden einst gab und was durch Zusammenlegungen, Personalmangel oder Kirchenschließungen oftmals weggebrochen ist. Als selbst „Entwurzelter“ glaube ich das beurteilen zu können.

Und nächstes Jahr? Hoffentlich bleibt es so – so wie immer. Oder nein. Eine Änderung wäre sehr schön: Ob es zu Beginn in der Kirche den Eltern irgendwann gelingen wird, ihnen selbst und ihren Kindern bewusst zu machen, dass sie eben in einer Kirche und nicht auf einem Spielplatz sind? Ob sie mit schreienden Kindern vielleicht mal kurz vor die Tür gehen könnten, um diese zu beruhigen? Wenn schon nicht gegenüber den anderen Kirchenbesuchern, so wäre dies doch zumindest gegenüber denjenigen ein respektvolles Verhalten, die sich „da vorne“ im Altarraum engagieren und sich dafür vorbereitet haben. Bewundernswert war in diesem Zusammenhang besonders die diesjährige „Heilige Martina“, die trotz des Lärms in der Kirche ihren vorbereiteten Text bis zum Ende vorgetragen hat und sich zum Glück nicht aus der Ruhe hat bringen lassen.

Stefan Zunft

Nachtrag: Gesammelt wurde natürlich auch! Viele Spenden sind zur Bahnhofsmission gebracht worden, wo jetzt hoffentlich ein paar weniger Menschen frieren müssen oder sich die Zähne putzen können…