Sister Acts unterwegs
Unser Wochenende auf der Huysburg
Eines der Dinge, die die vor 1,5 Jahren gegründete Frauengruppe Sister Acts am liebsten tut, ist das Verreisen und so haben sich 15 Frauen Ende Februar wieder auf den Weg gemacht. Dieses Jahr war unser Ziel das wunderbare Benediktinerkloster Huysburg in der Nähe von Halberstadt/Sachsen-Anhalt.
Unsere Reise stand von Anfang an unter einem guten Stern, denn der Frühling kehrte an diesem Wochenende zurück und verwöhnte uns mit wunderbarstem Wetter. Zur Vesper in der schönen Klosterkirche waren alle eingetroffen. Das Besondere war, dass alle Teilnehmer im Chorgestühl saßen und man sich in der direkt anschließenden Messe in einem großen Kreis um den Altar versammelte. Das schaffte eine sehr persönliche und verbindende Atmosphäre, die alle beeindruckte. Der Abend klang im urigen Abteikeller aus, wo wir uns ungestört austauschen konnten.
Für den Samstag hatten wir uns ein kulturelles Programm vorgenommen; wir wollten den Halberstädter Dom und den dazugehörigen Domschatz, den größten außerhalb des Vatikans (!), besichtigen. Die Führung übertraf all unsere Erwartungen. Herr Spicks, von Hause aus Geschichts- und Religionslehrer, beeindruckte uns mit seinem Wissen und hatte ein besonderes Talent, alle Besonderheiten des Denkmals in einen größeren historischen und theologischen Kontext einzuordnen. So ähnelte die Führung eher einer spannenden Vorlesung gespickt mit viel Humor und beeindruckenden Kunstgegenständen. Der einzige Nachteil, der Dom war nicht beheizt, folglich fühlte man sich wie in einem Kühlschrank und freute sich am Ende auf die warme Frühlingsluft, die einen draußen erwartete.
Nach einer Stärkung machten wir uns zu einem weiteren Highlight von Halberstadt auf, dem John Cage Orgel Projekt. Unter dem Titel „As Slow As Possible“ erklingt in einer nicht mehr in Gebrauch befindlichen Kirche ein von John Cage 1987 komponiertes Stück und zwar über den Zeitraum von Jahrhunderten. Das heißt, manche Klänge dauern über Monate oder sogar Jahre an, bevor der nächste Ton gespielt wird. Das Ganze klingt verrückt, beeindruckt aber durch den Ort, die unterschiedliche Akustik im Raum und die Gedenktafeln, die in der Kirche aufgehängt sind. Viele von uns fühlten sich tief berührt von diesem Erlebnis der Zeitlosigkeit. www.aslsp.org
Fast ein bisschen erschöpft machten wir uns auf den Rückweg, denn es wartete noch ein weiteres Highlight auf uns: Bruder Jakobus hatte uns zu einer Klosterführung eingeladen, denn die Huysburg hat mit knapp 1000 Jahren Geschichte viel erlebt. Das Kloster wurde auf den Resten einer alten militärischen Festung Karls des Großen errichtet und seit 1411 ausschließlich von Ordensleuten bewohnt. Das Mönchskloster war eines der wenigen dieser Gegend, das nach der Reformation noch fortbestand. Diesen ereignisreichen und höchst informativen Tag beendeten wir wieder mit dem Stundengebet und einem gemütlichen Abend mit guten, intensiven Gesprächen. Dabei ging es wie immer bei den Sister Acts um viel Persönliches, aber auch um unsere Gedanken zu all dem, was wir an diesem Tag erfahren und erlebt hatten.
Am Sonntag besuchten wir nach einem köstlichen Frühstück den Gottesdienst, der etwas ganz Besonderes war. Angefangen von dem großartigen Lichteinfall durch die Kirchenfenster, über die Lieder, von denen viele für uns neu waren, bis hin zu einer tollen Predigt, die es so wunderbar verstand, uns das inhaltlich schwere Evangelium nahe zu bringen und jeden ermutigte, das ihm mögliche zu tun.
So, waren einmal mehr Glaube und Gemeinschaft die prägenden Elemente unserer Fahrt, und wir freuen uns schon alle aufs nächste Mal!
Stefanie Theis